Die besten Apps für Lehrerinnen und Lehrer
Während es in der letzten Kolumne darum ging, erst einmal zu verstehen, was Schülerinnen und Schüler in den digitalen Sphären tun und lassen, geht es dieses Mal darum, was man als Lehrer nutzen kann – sowohl, um sich zu strukturieren als auch, um ein Lernnetzwerk aufzubauen. Auch wenn man das Gefühl bekommen könnte, die Schulen seien (großteils) noch in der Kreidezeit stecken geblieben, fangen immer mehr Lehrkräfte an, sich mit Apps, iPads und Social Media zu befassen. Und das ist auch richtig so! Denn die Arbeitswelt nach der Schule wird nicht nur zunehmend von digitalen Technologien dominiert, sondern die alltägliche Lebenswelt von der Bestellung von Haushaltsgegenständen bis zum Konsum von Nachrichten geschieht mithilfe von oder über das Internet. Da man gar nicht früh genug anfangen kann, sich damit zu befassen, ist hier eine unvollständige Liste von X Apps, die man als Lehrerin und Lehrer auf jeden Fall auf seinem Tablet[1] haben sollte.
1. Die Alleskönnner: Evernote und OneNote
Bei all den Dokumenten in den verschiedenen Bereichen, die man als Lehrer bekommt, bei all den Daten, die man sich merken muss, bei all den Terminen, die es zu berücksichtigen gilt, ist es schwer, die Übersicht zu behalten. Mit den Organisations-App Evernote und One Note wird dies nicht nur einfacher, sondern man spart sich auch eine Menge Platz in der Tasche, den man zwischen all den Materialien gut gebrauchen kann. Mithilfe von Schlagworten kann man bei Evernote, Notizen machen, diese organisieren, Dokumente einscannen, oder auch eine kleine Präsentation herstellen.
Wenn man schon ein wenig weiter ist, kann man sogar seinen Unterricht gestalten und hat so seine gesamten Stunden immer dabei. Die App gibt es kostenlos oder in der Premiumversion für Vielbenutzer für etwa 45 Euro, die sich aber lohnen, sobald man das System verinnerlicht hat.
Es gibt natürlich auch noch andere Organisations-Apps. Ausprobieren sollte man in diesem Zusammenhang One Note, eine ähnliche App, die jedoch einen klassischen, hierarchischen Aufbau von Ordnern zulässt.
Warum sollte man das tun?
Nun, im besten Fall kann man so viel Papier sparen und nebenbei in seinem Unterricht alles an einem Platz haben. Man kann also mithilfe des iPads oder eines anderen Tabletcomputers und beispielsweise einem billigen Bluetoothgerät Audiodateien oder Videos abspielen oder direkt ein Bild zeigen. Die Fortgeschrittenen bekommen dies dann auch gleich mithilfe des Beamers an die Wand. Lästige Folien etc. erübrigen sich so.
Ein Wort zum Datenschutz
Datenschutz ist in der Schule wichtig, wird aber immer wieder auch benutzt, um sich der Technik zu verweigern. Obwohl es sehr viele Richtlinien gibt, die in einer weiteren Kolumne besprochen werden, kann man sich merken: Solange auf diesen Cloud-Apps keine Schülerdaten oder andere personenbezogene Daten liegen, ist man auch sicher. Es sei denn man fürchtet, dass sich der amerikanische Geheimdienst in seine Unterrichtsentwürfe hackt.
Anmerkung MZM: Hinweise zum Datenschutz und zur Nutzung mobiler Endgeräte findet man auf den Seiten der Kultusverwaltung.
2. Die Notenmaschine: Teacher Tool 5
Warum es sich lohnt, für manche Dinge technische Hilfe zu nutzen, weiß jeder, der schon einmal das „Vergnügen“ hatte, 27 Einzelnoten in Unterkategorien in eine Note zu rechnen. Gut, wenn man im Referendariat „nur“ ein paar Klassen hat, mag das noch gehen, aber dann? Abhilfe verschafft eine App, die den Benutzer in Zeiten, in denen die Kollegen verzweifelt rechnend an ihren Plätzen sitzen, eine ausgiebige Pause machen lässt. Teacher Tool rechnet nämlich nicht nur die Noten komplett zusammen, sondern lässt alles zu, das man braucht, um die Übersicht zu behalten. Man selbst und natürlich auch die Schüler haben so immer die Übersicht, wo sie gerade stehen. Des Weiteren kann man mit der kleinen App, für die 25 Euro absolut gut investiertes Geld sind, Fotos hinzufügen, den Stundenplan einordnen, Fehlzeiten markieren und vieles mehr. Für interessierte geht es hier zu einem Artikel, der sich ausschließlich damit befasst. Ob und wie man die App in seinem Bundesland vor dem Hintergrund unterschiedlicher Datenschutzrichtlinien verwenden darf oder nicht (die App bietet zahlreiche Schutzvorrichtungen), muss individuell erfragt werden.
Warum sollte man das tun?
Weil man in der Zeit, in der die Kolleginnen und Kollegen vor den Halbjahreszeugnisse oder den Abschlusszeugnissen rotieren, rechnen und verzweifeln alles da hat und einen Kaffee trinken kann.
Anmerkung MZM: Hinweise zum Datenschutz und zur Nutzung mobiler Endgeräte findet man auf den Seiten der Kultusverwaltung.
3. Der Planer: Fantasical
Wer mit iOS unterwegs ist, weiß, dass vieles schon recht gut geklärt. ist. Man kann to-do-Listen erstellen oder Termine eingeben, die man sogar mit dem Partner oder anderen Familienmitgliedern teilen kann („Mama, da ist meine Lehrprobe! Bemitleide mich!“). Noch besser ist allerdings die App Fantastical, da sie alles in einem bietet. So kann man beispielsweise einen Termin eingeben, an dem man etwas bestimmtes machen muss. Der Verfasser dieses Artikels geht so weit, dass er jede einzelne Stunde für das gesamte Halbjahr eingetragen hat und so immer weiß, in welchem Raum und in welchem Zeitraum er die jeweilige Klasse hat. Zusammen mit den anderen beiden Apps ist man so gut organisiert, dass man keine Zeit mehr damit verschwendet, Termine zu suchen oder panisch zu werden, weil man etwas vergessen hat.
Warum sollte man das tun?
Selbst als erfahrener Lehrer kann man Termine vergessen. Manchmal schreibt man sie auf, aber dann vergisst man, auf den Kalender zu schauen. Hat man es einmal in seinem Ablauf, alles digital zu organisieren, vergisst man nichts mehr (hat aber auch keine Ausrede mehr, warum man nicht auf der Konferenz war).
4. Der Netzwerkmacher: Twitter
Die bisherigen Apps richteten sich vor allem auf einen wichtigen Bereich des Referendars- und Lehrerlebens: Die Organisation. Aber nicht nur Organisation ist wichtig, sondern auch die Vernetzung. Denn während man in Facebookgruppen oftmals nur eine Dropbox findet, sind auf Twitter viele Lehrer unterwegs, die nicht nur innovative Ideen haben, sondern diese im Sinne von offen nutzbaren Materialien (#oer = Open Educational Ressources) auch teilen. Dadurch, dass alles offen ist, kann man sich sein persönliches Lernnetzwerk aufbauen und bekommt zur gleichen Zeit mit, welche aktuellen Themen gerade eine Rollen spielen. Man sollte nicht unterschätzen, welche Motivation hinter Themen steckt, mit denen die Schüler selbst etwas anfangen können.
Warum sollte man das tun?
Drei Wochen Twitter ersetzen zwei gute Fortbildungen. Man muss gar nicht selbst schreiben, sondern kann einfach ein paar Leuten folgen, die neues bereden und produzieren. Man wird schnell merken, dass all die neuen Begriffe und Funktionen dort mit einer solchen Selbstverständlichkeit genutzt werden, dass man schnell nicht mehr das Gefühl hat, den Anschluss zu verlieren. Wie beginnen? Einfach dem Autor unter @blume_bob oder dem @MZMittelbaden folgen und ein wenig ausprobieren.
5. WordPress
Eigentlich sollte jeder, der mit Schule und Schülern zu tun hat, selbst schreiben. Da das aber natürlich nicht von jedem die Sache ist, sollte man zumindest lesen, was andere so tun. Eine wunderbare Übersicht bietet dafür die App WordPress. Hier kann man sich einen „Reader“ zusammenstellen, in dem beispielsweise Blogs zum Referendariat oder zum eigenen Fach gelistet werden. Oftmals verstecken sich diese Blogs, die zahlreiche tolle Materialien, Tipps oder Unterrichtsvorschläge anbieten nämlich so weit in den Untiefen des Netzes, dass man mit einiger Berechtigung vom Darknet sprechen könnte. Scherz beiseite! Mithilfe von WordPress kann man nicht nur geniale Tipps lesen, sondern beispielsweise auch Schülerprojekte machen, die garantiert mehr Spaß machen als eine Seite zu schreiben, die dann nur der Lehrer liest.
Was dabei entstehen kann, kann man beispielsweise hier lesen.
Warum sollte man das machen?
Weil man Dinge von Menschen für Menschen liest, die alle Themengebiete umspannen. Es hält sich immer noch das Vorurteil, dass jeder „Depp“ einen Blog schreiben kann. Das ist aber nicht ganz so. Blogs werde zwar in der Tat nicht durch eine Redaktion geleitet, aber der professionelle Leser weiß schnell, was Qualität ist. Viele, viele Lehrer schreiben Blogs, mit denen man Lehren und Lernen kann. Und die Schüler werden es auch zu schätzen wissen.
6. Kleinigkeiten: Wikilinks, StopMotion, PicsArt
Kleinere Apps, die man auf jeden Fall in der Schule ausprobieren sollte, sind die oberen drei.
Wikilinks ist eine App, die Wikipedia-Artikel in eine außergewöhnliche Form bringt. So werden die Artikel zu Zentren, in deren Peripherie jeweils diejenigen Artikel sind, die von der Mitte aus verlinkt werden. Besser kann man die Zusammenhänge von Wissen nicht erklären. So bietet die App sowohl für Referendare selbst als auch für die Arbeit in der Schule eine sehr gute Alternative zu der herkömmlichen Wikipedia-App, die natürlich auch auf jedem Tablet sein sollte.
StopMotion ist eine sehr nett gemacht App, mit der man kleine Filmchen drehen kann. Sie bietet sich als kreative Maßnahme an, wenn man eigene kleine Geschichtchen auf eine etwas andere Art darstellen will.
PicsArt ist eine Foto-App mit deren Hilfe sich zahlreiche künstlerische Veränderungen herstellen lassen. Auch hier bieten sich zahlreiche Fächer an. Immer gut ist (wenn man als Referendar nicht mehr unter Druck steht), die Schüler selbst nach Verwendungshinweisen zu fragen.
ExplainEverything ist eine App, mit der man so ziemlich alles machen kann. Vor allem kann man beispielsweise für den Sprachenunterricht Videos aufnehmen, die die Schüler dann anschauen und annotieren können. So sehen sie, was sie das nächste Mal besser machen können. Es lohnt sich, herumzuprobieren.
Learningapps.org ist eigentlich keine App, sondern eine Seite. Hier kann man für so ziemlich jedes Fach etwas finden. Das Gute ist: Es ist kostenfrei. Im besten Fall sucht man so etwas für seine Schüler raus, mit dessen Hilfe sie zu Hause besser arbeiten können.
Warum sollte man das tun?
Es gibt zahlreiche Apps, die man verwenden kann. Hier geht es auch ums Experimentieren. Nicht jede App macht den Unterricht besser, aber man kann definitiv sagen, dass nun Dinge möglich sind, die es zuvor nicht waren.
Habe ich etwas vergessen?
Der App-Markt ist natürlich riesig und es gibt zahlreiche weitere Apps, die sich im Unterricht verwenden lassen. Kennt ihr einige, die auf jeden Fall noch in die Liste müssten? Schreibt einfach dem Autor oder dem Medienzentrum.
[1] Da der Verfasser selbst aus diversen Gründen Apple-Produkte verwendet, handelt es sich bei den App-Vorschlägen um jene, die über den App-Store bereitgestellt werden. Ob sie auch auf Android-Geräten zur Verfügung stehen, muss nachgeprüft werden. Über diesbezügliche Kommentare freut sich der Verfasser.
Anmerkung des MZM: Die App-Auswahl stellt eine rein subjektive Auswahl des Autors dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.